Was macht die Notwendigkeit einer sozialen Triage mit der Gesellschaft? Eine ethische Auseinandersetzung mit schwierigen Entscheidungen.
Bei dem diesjährigen Netzwerktreffen der Familienpaten Bayern in Nürnberg haben rund 25 Teilnehmende aus unterschiedlichen Standorten zusammen an dem Thema gearbeitet. Ziel der Veranstaltung war es, durch ethische Aspekte den Erfahrungsaustausch zu fördern, aktuelle Schwierigkeiten mit neu beleuchteten Gesichtspunkten zu diskutieren und das gemeinsame Engagement für Familien in Bayern weiter zu stärken. Prof. Babo von der Katholischen Stiftungshochschule in München spannte einen großen Bogen von den Grundprinzipien des Berufsethos über die Menschen- und Kinderrechte und damit die Freiheitsrechte hin zu der Güter- und Wertehierarchie und wie der Umgang mit knappen Ressourcen gelingen kann. Im Verlauf des Treffens entwickelten sich lebhafte und spannende Diskussionen zu verschiedenen sozialen Problemen und Konflikten. Diese Gespräche bereicherten alle Anwesenden mit neuen Impulsen und Ideen, sodass die Teilnehmenden am späten Nachmittag gemeinsam den Tag ausklingen ließen.
Foto: D. Riedel
Eine soziale Triage beschreibt in gesellschaftlichen Kontexten eine Situation, in der aufgrund knapper Ressourcen Menschen oder Gruppen priorisiert oder auch ausgeschlossen werden müssen. Dies führt in der Gesellschaft zu einer selektiven Zuteilung von Hilfe, Unterstützung oder Teilhabe, wodurch soziale Ungleichheiten verstärkt oder sichtbar werden können.
Ethisch basiert das Berufsethos sozialer Berufe auf Grundprinzipien wie Gerechtigkeit, Menschenwürde und respektvoller Gleichbehandlung aller Menschen, unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Status. Das Prinzip des sozialen Auswahlverfahrens steht hier in Spannung zu diesen Ethikgrundsätzen, da entschieden werden muss, wer zuerst Hilfe erhält und wer eventuell zurückstehen muss. Insbesondere ist die Achtung der Menschenwürde unverzichtbar, so dass niemand einfach als weniger wert betrachtet werden darf.
Aristoteles' Ethik vom guten Leben betont das Ziel, durch Vernunft und Tugend ein erfülltes und glückliches Leben zu erreichen. Er fordert, dass das Handeln gemäß der Vernunft und im Streben nach Tugenden erfolgt. Übertragen auf die Gesellschaft und selektive Hilfevergabe bedeutet das: Soziale Entscheidungen sollten so gestaltet sein, dass sie die Entwicklung von Würde, Glück und Teilhabe aller fördern, nicht verhindern. Ein gutes Leben für jeden setzt gerechte und mitfühlende Strukturen voraus, die jedem Menschen die Chance bieten, seine Fähigkeiten zu entfalten und in sozialem Miteinander zu leben.
Zusammenfassend kann man sagen: Eine soziale Triage stellt eine schwierige Herausforderung für die Gesellschaft dar, da sie die Grundprinzipien wie Gerechtigkeit und Menschenwürde auf die Probe stellt. Ethik im Sinne des Berufsethos verlangt dabei, dass auch in solchen Situationen die Würde jedes Einzelnen geachtet wird, während Aristoteles’ Konzept eines guten Lebens eine Gesellschaft fordert, die Bedingungen schafft, unter denen alle Menschen vernunftgeleitet und tugendhaft ihr Glück verfolgen können.
Tagungsort
Carritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64, 90402 Nürnberg